Ernst Scherzer/Kleine Zeitung 05.06.2007

Eine hymnische Orchesterflut im Land der Berge

Uraufführungsabend bei den Wörthersee Classics.

  
Unter dem nicht sehr viel versprechenden Titel "Euro-Wellen" wurde für den ersten Abend des Volksoper Symphonieorchesters Wien im Rahmen des Festivals "Wörthersee-Classics"" eine Uraufführung angekündigt. Was der 45jährige Russe Pavel Singer als Auftragswerk des Veranstalters abgeliefert hat, entpuppte sich jedoch als äußerst originelles Werkchen im Stil eines Charles Ives: Melodienfetzen - in diesem Fall die Hymnen aller EU-Staaten - wirbelten durcheinander, ehe der einheimische Zuhörer beim abschließenden Erklingen von "Land der Berge" versucht war, sich vom Sitz zu erheben. Alexei Kornienko behielt als Dirigent unerschütterlich die Übersicht über dieses scheinbare, vom Publikum heftig bejubelte Chaos.

Brahms' "Symphonie Nr. 3". Einer der fünf Namenspatrone des Festivals durfte natürlich nicht fehlen. So stand Johannes Brahms' "Symphonie Nr. 3" auf dem Programm, dargeboten in einer sehr differenzierten Interpretation, stellenweise in der Lautstärke vielleicht etwas über das Ziel hinausschießend.

Komponist. Den ebenso geglückten Mittelteil bildete Edvard Griegs "Konzert für Klavier und Orchester". Der Norweger Joachim Kjelsaas Kwetzinsky (29) hatte den Solopart übernommen und dabei den Eindruck erweckt, dass das Stück bei einem Landsmann des Komponisten sich doch in den besten Händen befindet.

"Spezialisten". Mit undiszipliniertem Applaus nach dem ersten Satz outeten sich einige Besucher im Konzerthaus bedauerlicherweise als besondere "Spezialisten".